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Cloud-Technologien und digitale Souveränität: Risiko oder Chance?

Cloud-Technologien bieten Agilität, doch sie bringen oft Abhängigkeiten mit sich. Ist es möglich, die Vorteile der Cloud zu nutzen, ohne die Kontrolle über Infrastruktur und Daten zu verlieren? Dieser Artikel zeigt Wege zur digitalen Souveränität in der Cloud.

Digitale Souveränität
4 Min
22. Juli 2024

Die Cloud ist für moderne Softwareentwicklung und IT-Betrieb unverzichtbar. Doch wer sich auf große Anbieter verlässt, riskiert Lock-in-Effekte, Datenschutzprobleme und regulatorische Konflikte. In diesem Artikel erfährst du, welche Risiken es gibt, wie du deine Unabhängigkeit in der Cloud bewahren kannst und welche Technologien helfen, eine souveräne IT-Strategie umzusetzen.

Warum ist digitale Souveränität in der Cloud ein zentrales Thema?

Digitale Souveränität bedeutet, Kontrolle über IT-Infrastrukturen, Anwendungen und Daten zu behalten. In einer Zeit, in der Cloud-Dienste die Grundlage moderner IT-Systeme bilden, ist das eine Herausforderung. Viele Unternehmen haben sich unbewusst in eine starke Abhängigkeit von wenigen großen Anbietern begeben. Doch wenn diese Anbieter Preise ändern, Funktionen streichen oder Datenschutzrichtlinien anpassen, kann das schwerwiegende Folgen haben. Besonders in sicherheitskritischen Branchen oder bei sensiblen Kundendaten ist die Frage der Souveränität essenziell.

Die versteckten Risiken von Hyperscalern

Cloud-Anbieter bieten leistungsstarke Dienste, doch sie binden Unternehmen an ihre Infrastruktur. Proprietäre Schnittstellen und APIs erschweren den Wechsel zu anderen Anbietern. Dazu kommt, dass Rechenzentren oft in Ländern mit anderen Datenschutzbestimmungen stehen, was zu rechtlichen Unsicherheiten führt. Preissteigerungen und Vertragsänderungen sind weitere Risiken. Unternehmen sollten sich bewusst machen, dass sie langfristig weniger Kontrolle über ihre IT haben, wenn sie sich vollständig auf einen Cloud-Giganten verlassen.

Strategien für eine souveräne Cloud-Nutzung

Um digitale Souveränität zu gewährleisten, sollten Unternehmen eine klare Strategie verfolgen. Dazu gehört die Nutzung offener Standards, um flexibel zu bleiben. Auch ein bewusster Umgang mit Cloud-Diensten ist entscheidend:

  • Welche Workloads müssen zwingend in die Cloud?
  • Welche können on-premises oder in einer privaten Cloud bleiben?

Wer langfristig unabhängig bleiben will, sollte sich nicht nur auf einen Anbieter verlassen, sondern Alternativen und eine Cloud-Exit-Strategie im Blick behalten.

Multi-Cloud und Hybrid-Cloud als Lösung?

Ein Multi-Cloud-Ansatz reduziert die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter, indem verschiedene Plattformen parallel genutzt werden. Hybrid-Cloud-Modelle kombinieren öffentliche Cloud-Dienste mit privaten Rechenzentren. Diese Lösungen ermöglichen Flexibilität, erfordern aber zusätzliche Management-Tools und Know-how. Kubernetes kann hier eine Schlüsselrolle spielen, da es eine plattformunabhängige Container-Orchestrierung ermöglicht und Unternehmen mehr Kontrolle über ihre Infrastruktur gibt.

Open Source als Schlüssel zur Unabhängigkeit

Der Einsatz von Open-Source-Technologien minimiert die Abhängigkeit von proprietären Cloud-Anbietern. Lösungen wie:

  • Kubernetes
  • OpenStack
  • Cloud Foundry

ermöglichen es Unternehmen, Workloads unabhängig von bestimmten Plattformen zu betreiben. Wer Open-Source-Lösungen nutzt, kann seine Infrastruktur jederzeit migrieren, ohne an proprietäre Schnittstellen gebunden zu sein. Zudem fördert Open Source eine transparente, auditierbare IT-Sicherheit.

Alternative Cloud-Anbieter: Gibt es eine echte Wahl?

Während AWS, Azure und Google Cloud den Markt dominieren, gibt es Alternativen:

  • Europäische Anbieter wie OVHcloud, Hetzner oder IONOS setzen auf strenge Datenschutzrichtlinien.
  • Projekte wie GAIA-X versuchen, eine souveräne Cloud-Infrastruktur für Europa aufzubauen.

Doch die Verfügbarkeit von Diensten, Skalierbarkeit und Preisgestaltung unterscheiden sich teils erheblich von den Hyperscalern. Unternehmen müssen daher genau abwägen, welche Anbieter ihre Anforderungen am besten erfüllen.

Datenhoheit und Cloud: Wer hat Zugriff auf meine Daten?

Daten, die in der Cloud gespeichert sind, unterliegen nicht immer den gleichen Datenschutzbestimmungen wie lokale Daten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die volle Kontrolle über ihre Daten behalten – das betrifft:

  • Speicherung
  • Zugriffskontrollen
  • Verschlüsselung
  • Backup-Strategien

Ohne eine durchdachte Strategie laufen sie Gefahr, dass Dritte – sei es der Cloud-Anbieter selbst oder Behörden – auf ihre sensiblen Daten zugreifen können.

DSGVO und Cloud-Anbieter: Was ist zu beachten?

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt strenge Anforderungen an Cloud-Anbieter, insbesondere wenn Daten außerhalb der EU verarbeitet werden. Unternehmen sollten genau prüfen, welche Cloud-Provider DSGVO-konform sind und ob sie Verträge zur Auftragsverarbeitung anbieten. Schrems-II und andere Urteile zeigen, dass nicht alle Anbieter diesen Anforderungen gerecht werden. Unternehmen müssen daher sorgfältig evaluieren, wo und wie sie ihre Cloud-Dienste einsetzen.

Cloud-Exit-Strategien: Notfallplan für digitale Souveränität

Jedes Unternehmen, das auf Cloud-Dienste setzt, sollte sich frühzeitig Gedanken über eine Exit-Strategie machen:

  • Welche Maßnahmen sind nötig, um Workloads und Daten bei Bedarf zu migrieren?
  • Gibt es technische oder rechtliche Hürden, die einen Wechsel erschweren?

Durch regelmäßige Tests und Planung kann verhindert werden, dass eine plötzliche Abhängigkeit zum Problem wird.

Technische Maßnahmen für mehr Kontrolle in der Cloud

Von Infrastructure-as-Code bis hin zu Self-Hosted-Lösungen – es gibt zahlreiche Ansätze, um Unabhängigkeit in der Cloud zu bewahren.

  • Automatisierung
  • Dezentrale Architekturen
  • Open-Source-Werkzeuge

helfen dabei, Abhängigkeiten zu minimieren. Wer seine Cloud-Infrastruktur bewusst gestaltet, kann ihre Vorteile nutzen, ohne Souveränität einzubüßen.

Autor
Dr. Michael R. Geiß
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